Dramatisches Gedicht von Friedrich Schiller
Spanien, Mitte des 16. Jahrhunderts: Um sein gigantisches Weltreich unter Kontrolle zu halten, regiert König Philipp II. mit schier unumschränkter Gewalt. Willkür, Bespitzelung und brutale Inquisition sind an der Tagesordnung. Als »Sicherheitsmaßnahme« seines Imperiums hat er die französische Prinzessin Elisabeth von Valois zur Frau genommen – obwohl sie seinem Sohn versprochen war. Doch Don Karlos liebt die Königin noch immer, wohlwissend, dass die heimliche Leidenschaft zu seiner Stiefmutter ihm wie ihr den Kopf kosten kann. Sein Jugendfreund Marquis von Posa hat andere Ziele. Seiner Zeit voraus, treiben ihn hehre politische Ideen anstatt romantische Gefühle: In den niederländischen Provinzen ist ein Aufstand im Gange. Um dort seine Vision von einem gerechteren Staat zu verwirklichen, braucht er Karlos an seiner Seite. Umsonst, Philipp II. weist den Versuch des Prinzen, politische Entscheidungsmacht zu erhalten, eiskalt zurück. Posas ehrgeizige Pläne scheitern in einem Wechselspiel aus Liebes- und Eifersuchtsdramen und an den Winkelzügen der Karrieristen in Heer und Kirche. Was wird nun aus dem Kampf für Freiheit, Toleranz und Gerechtigkeit? Welche Gestaltungsspielräume hat der Mensch bei der Durchsetzung seiner persönlichen und gesellschaftlichen Interessen?
Schiller bezeichnete »Don Karlos«, uraufgeführt 1787 in Hamburg, als »das Lieblingskind« seines Geistes. Sein Leben lang ließ ihn der Stoff nicht los. Das vielschichtige Stück changiert zwischen Intrige, Freundschafts- und Familientragödie, politischem Kriminalfall und historischem Ideendrama. Die Aufführung am 21. August 1794 als Gastspiel durch das Weimarische Hoftheater – es stand unter Goethes Direktion – war die erste Schiller-Premiere in Rudolstadt. Mehr als 230 Jahre danach wollen wir mit einer Neuinszenierung von »Don Karlos« das modernisierte und nun seinen Namen tragende Schiller-Theater Rudolstadt einweihen.
Kooperation mit dem Thüringer Folkloretanzensemble / Wir danken der Energieversorgung Rudolstadt GmbH und der Volksbank eG Gera • Jena • Rudolstadt für ihre Unterstützung im Rahmen der Stückpatenschaft.
»Ein tiefgründiges, bewegendes Stück, das in Rudolstadt von einem großartig spielenden Schauspielensemble und kreativen Inszenierungsteam auf die Bühne gebracht wird«, schreibt Ulrike Kern in der OTZ. »Dafür gab es zur Premiere verdient minutenlangen Applaus und stehende Ovationen.«
Henriette Hörnigk hat das Polit-Ränkespiel »Don Karlos« inszeniert und zeigt einen jungen Thronfolger, der am Ende nicht mehr der gleiche ist, schreibt die Kritikerin Marlene Drexler. »Ihre Inszenierung findet in der ersten Hälfte erstaunlich lässig Zugang zu Schillers herausforderndem Stoff. Die Erzählweise: souverän und konzentriert auf das Wesentliche, verbunden mit einer prägnanten, ästhetisch durchdachten Sprache.« Lina Habichts Don Karlos agitiere, »atemlos, eingesperrt im Königskerker, von einem Gefühlsausbruch zum nächsten. Erst die allerletzten, dann ruhig gesprochenen Sätze lassen die innere Reise des Protagonisten erahnen und spüren: Dieser junge Don Karlos ist nicht mehr der gleiche wie zu Beginn des Stücks.«
»In dieser Inszenierung treffen, in Historie und Traditionen zitierenden Kostümen, konventionellere auf unkonventionellere Spiel- und Sprechweisen. Intrigensatte Machtkämpfe und Generationenkonflikte werden auch ästhetisch ausgetragen«, schreibt Michael Helbing in Theater der Zeit. Im Zentrum gastiert eine Schauspielerin in der Titelrolle, »die aus dem spanischen Infanten einen von nichts und niemandem gehaltenen Kinds- und Trotzkopf macht. Der ist ein Getriebener, der sich lange windet, bevor er sich wandelt. In ihm haben sie einen, auf den kann man nicht bauen. Mit dem ist kein Staat zu machen. Dieser fiebrige Heißsporn ruft nicht nach Freiheit, der schreit nach Liebe.«
Nach der Pause, zu Beginn des vierten Aktes, beginnt für den Kritiker »der deutlich unaufgeräumtere und dennoch sehr viel bessere Teil dieses längeren Abends«. Zeitökonomisch läuft bald ein Live-Ticker übers Portal (»Der König hat geweint«) und kürzt die lange Handlung etwas ab. »Und aus Ideen werden zunehmend Menschen in aller Zerrissenheit und Bitterkeit, denen sich beim Denken und Fühlen zuschauen lässt.«
Der Abend gönnt Karlos einen offenen Ausgang; womöglich hat sich Posa nicht umsonst geopfert. »Und er birgt darüber hinaus auch insgesamt eine Hoffnung auf Wandlungsfähigkeit: die des Menschen und die des Theaters.«
»Die in Halle lebende Henriette Hörnigk, die man hier noch in sehr guter Erinnerung aus ihrer Zeit als Chefregisseurin am neuen Theater hat, hat sich das Stück vorgenommen und eine sinnlich packende, das Ensemble fordernde und das Publikum begeisternde Inszenierung auf die Bühne gebracht«, so Joachim Lange in der Mitteldeutschen Zeitung. Die Regisseurin spiele ihr untrügliches Gefühl für Timing und die Qualität von Schillers Sprache voll aus. Und das Ensemble zieht mit.
Ausstatterin Henrike Engel hat einen Würfel mit Stufen drin auf die Drehbühne gestellt. Als Werkraum der Macht, als politische Druckkammer. »Das Folklore-Ensemble Rudolstadt sorgt als Edelstatisten für Atmosphärisches und Höfisches um das Kammerspiel um Liebe und Macht herum. Die Kostüme sind der pure Augenschmaus mit ihrer passgenauen historischen Opulenz.« Zum stimmigen Gesamtkunstwerk passe auch die Musik, die Bernd Bradler zusammengestellt hat. »Am Ende wird der nagelneue Rudolstädter Zuschauerraum von Jubel für alle Beteiligten erfüllt.«
Premiere: 13.09.2025
Spieldauer: 3 h inklusive Pause
Spielort: Rudolstadt, Großes Haus
Regie: Henriette Hörnigk
Bühne und Kostüme: Henrike Engel
Sound: Bernd Bradler
Dramaturgie: Michael Kliefert, Oliver Mörchel
Philipp II, König von Spanien: Markus Seidensticker
Elisabeth von Valois, Königin: Klaudia Raabe
Don Karlos, der Kronprinz: Lina Habicht
Herzogin von Olivarez, Oberhofmeisterin: Franka Anne Kahl
Marquisin von Mondeca / Prior / Taxis: Clara Sindel
Prinzessin von Eboli, Dame der Königin: Anne Kies
Marquis von Posa, ein Malteserritter: Johannes Geißer
Herzog von Alba, Grande von Spanien: Johannes Arpe
Domingo, Beichtvater des Königs: Jochen Ganser
Page / Lerma: Franz Gnauck
Der Großinquisiteur des Königreichs: Verena Blankenburg
Infantin Clara Eugenia, ein Kind: Lina Habicht
Höflinge, Diener, Volk, Militär: Schauspielensemble und Thüringer Folkloretanzensemble
So, 05.10.2025, 15:00 Uhr
Rudolstadt, Großes Haus
Fr, 07.11.2025, 19:30 Uhr
Rudolstadt, Großes Haus
Di, 16.12.2025, 15:00 Uhr
Rudolstadt, Großes Haus